Wenn Kälte wärmt - Michaela über ihren Weg zur Integrativen Kältetrainerin
- eisbadenoe

- 13. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Okt.
Manchmal beginnt Mut leise - mit einem Atemzug, einem Gedanken, einem Schritt ins kalte Wasser. So war es auch bei Michaela Grubmüller, die seit 2021 Teil unserer Eisbade-Community ist und seither kaum ein Winterwochenende ohne Eintauchen ins kalte Nass verbringt.
Was als persönliches Experiment begann, wurde mit der Zeit zu einer tiefen Leidenschaft - und schließlich zu einer Ausbildung zur Integrativen Kältetrainerin.
In ihrem Erfahrungsbericht teilt Michaela, wie die Kälte für sie zu einer Lehrmeisterin geworden ist: über Körper, Geist und den feinen Unterschied zwischen Aushalten und Annehmen.
Was sie dabei gelernt hat, geht weit über das klassische Eisbaden hinaus - es geht um Balance, Achtsamkeit und den Mut, auch im Alltag kleine Schritte Richtung Stärke zu gehen.
Sie erzählt, was sie auf ihrem Weg überrascht, gestärkt und bewegt hat - und warum Kälte so viel mehr sein kann als ein physischer Reiz: nämlich eine Einladung, präsent zu werden, klar zu spüren und den eigenen Rhythmus wiederzufinden.
Wir freuen uns, ihre Erfahrungen hier mit euch teilen zu dürfen - als Inspiration, Einladung und Erinnerung daran, dass jede Reise in die Kälte auch eine Reise zu sich selbst ist und dass Veränderung manchmal dort beginnt, wo es unbequem wird. 💙
👉 Lies hier ihren persönlichen Erfahrungsbericht:
„Eisbaden – Von der Leidenschaft zur Berufung“
(Beitrag von Michaela Grubmüller)
Einstieg & Motivation
Seit Februar 2021 bin ich eine sehr aktive und begeisterte Eisbaderin. Die positiven Effekte der Kälte auf Körper und Geist haben mich so überzeugt, dass ich meine Erfahrungen teilen und andere Menschen professionell ins kalte Wasser begleiten möchte.
Auf der Suche nach einer passenden Ausbildung bin ich durch meine Recherchen auf vitalogics aufmerksam geworden. Die Ausbildung zum Integrativen Kältetrainer hat mich sofort angesprochen und ich habe mich entschlossen, diese zu absolvieren, um meine Kenntnisse zu vertiefen. Als langjährige und erfahrene Eisbaderin, die auch in den Sommermonaten regelmäßig im kalten Wasser ist, habe ich ein sehr gutes Gespür für die Kälte entwickelt.
Mit Atemtechniken habe ich mich bisher nicht intensiv beschäftigt. Meine einzigen Erfahrungen in diesem Bereich machte ich bei den vom Eisbadeverein Oberösterreich, Linz „Ice Froggies“ veranstalteten Eisbade-Openings und - Closings, bei denen ich an geführten Atemsessions nach der Wim-Hof-Methode teilgenommen habe.
Der Workshop
Die Ausbildung umfasste eine Kombination aus Online-Kursen und zwei Präsenzphasen, die im Februar und März stattfanden und jeweils vier Tage dauerten. Dies bot mir die Möglichkeit, die Inhalte intensiv zu verinnerlichen, bevor ich die theoretische Prüfung online ablegte.

Integratives Kältetraining vs. klassisches Eisbaden
Der entscheidende Unterschied beim Integrativen Kältetraining ist, dass es weit über das reine Eintauchen ins kalte Wasser hinausgeht.
Es betrachtet Kälte ganzheitlich und unterteilt sie in zwei Hauptbereiche:
Künstliche Kälte: Hierzu zählen Anwendungen wie Kryotherapie oder lokale Kälteanwendungen mit Kühlpacks und Kühlwesten.
Natürliche Kälte: Darunter fallen Aktivitäten wie Eisbaden, Winterschwimmen, Winterwandern (als Kaltluftbad) und Kneippen.
Meine persönlichen Lernerfahrungen
Obwohl ich bereits eine erfahrene Eisbaderin bin, hatte ich während der Ausbildung einige Aha-Erlebnisse. Besonders beeindruckt hat mich die Erkenntnis, dass Kaltluftbäder eine ebenso wirksame Kälteanwendung sein können wie kaltes Wasser.

Das einstündige Winterwandern bei -6 C und Schnee hat mir dies eindrucksvoll vor Augen geführt. Auch kleine Anwendungen, wie ein eiskaltes Gesichtsbad, können einen sofortigen Kälte-Kick auslösen.
Persönliche Erfahrungen
Mein erstes Mal Eisbaden im Jahr 2021 war ein Wendepunkt für mich. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass mein Körper es schafft, 2,5 Minuten in 7°C kaltem Wasser zu bleiben. Doch danach war ich der glücklichste Mensch auf der Welt, erfüllt von purer Energie. Ich spürte, dass ich alles erreichen konnte. Es war eine überwältigende Erkenntnis, wie viel mein Körper leisten kann und welche mentale Stärke ich besitze, um mich selbst zu beruhigen.
Wirkung & Alltag
Mein Körper hat sich durch das Eisbaden unglaublich verändert. Ich bin nicht mehr kälteempfindlich, schlafe besser und habe seitdem keine einzige Erkältung mehr gehabt. Auch meine Migräneanfälle und Kopfschmerzen gehören der Vergangenheit an, und selbst die Schmerzen, die durch meinen Bandscheibenvorfall verursacht wurden, sind weg. Zusätzlich hat sich mein Hormonhaushalt stabilisiert und ich gehe mit Stresssituationen viel gelassener um. Manchmal, kurz bevor ich ins kalte Wasser steige, meldet sich mein Verstand:"Warum tust du dir das an?" In diesen Momenten zwinge ich mich, nicht zu denken,
sondern zu fühlen. Ich höre auf mein Herz und gehe einfach hinein. Ein paar tiefe Atemzüge reichen aus, um den Genuss schnell zu spüren. Indem ich mich ganz auf meine Atmung und meine Gedanken fokussiere, bin ich vollkommen bei mir. Der Schock der Kälte bleibt bei jedem Bad, doch die Regelmäßigkeit lehrt den Körper, gelassen zu bleiben. Nach nur wenigen Atemzügen beruhigt sich mein System.
Gemeinschaft & Integratives
Wir waren eine großartige und harmonische Gruppe. Ich bin überzeugt, dass nur Menschen mit einer tiefen Leidenschaft für Kälteanwendungen diese Ausbildung beginnen, und das spiegelte sich in unserem Miteinander wider. Der gegenseitige Austausch war sehr bereichernd – ganz gleich, ob jung oder alt, wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und voneinander gelernt. Es war beeindruckend zu sehen, wie die verschiedenen integralen Kälteanwendungen uns alle noch enger zusammengebracht haben.
Tipps & Ausblick
Ich bin seit fünf Jahren leidenschaftliche Eisbaderin und möchte nun andere Menschen sanft und behutsam auf ihrem Weg zur Kälte begleiten. Meine Überzeugung ist, dass die integrative Kälteanwendung nicht nur wirkungsvoll, sondern auch überraschend einfach in den Alltag zu integrieren ist. Man muss nicht gleich ins Eiswasser springen. Oft reicht es schon, kleine Schritte zu gehen, wie zum Beispiel ohne Jacke den Müll rauszutragen oder morgens ein paar Minuten barfuß über den taufrischen Rasen zu laufen. Ich lade jeden ein, neugierig und offen zu sein, es einfach auszuprobieren und sich überraschen zu lassen, was der eigene Körper alles leisten kann.
Mit meiner Ausbildung zum Integrativen Kältetrainer kann ich mich individuell auf jeden Menschen einstellen und ihn achtsam begleiten, denn jeder Körper reagiert anders auf Kälte.

Um meine Routine aufrechtzuerhalten, habe ich mir sogar ein Becken mit Kühlgerät in den Garten gestellt. So kann ich das ganze Jahr über, an 365 Tagen, die Kraft der Kälte spüren.
„Ein Hauptübel ist die Verweichlichung. Wie viele Tausende sind immer krank, fühlen sich nie recht wohl und gesund! Und doch sind vielleicht bei den meisten alle Körperteile in Ordnung, und nur die Verweichlichung trägt die Schuld, dass sie den auf sie hereinbrechenden Stürmen erliegen. Ich glaube, ich habe nicht Unrecht, wenn ich unsere gegenwärtige Zeit das Zeitalter der Verweichlichung nenne…..Unstreitig ist die Verweichlichung eine Hauptursache, dass unser Geschlecht nichts mehr aushalten kann und bei den kleinsten Stürmen eine Niederlage erleidet.“ (Testament für Gesunde und Kranke, KNEIPP)










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